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Kaufmännischer Leiter

Der Kaufmännische Leiter (engl. Commercial Director oder CFO auf Bereichsebene) ist in Bauunternehmen und mittelständischen Betrieben der Bauwirtschaft für die gesamte kaufmännische Steuerung und Organisation verantwortlich. 


Während die technische Geschäftsführung oder Bauleitung die Projekte ausführt, stellt der Kaufmännische Leiter sicher, dass die wirtschaftlichen, rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen stimmen.


Gerade in der Bauindustrie, wo hohe Projektvolumina, enge Margen und komplexe Vertragswerke üblich sind, gehört diese Position zu den entscheidenden Schlüsselrollen.

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Konkrete Aufgaben im Alltag eines Kaufmännischen Leiters


  • Finanz- und Rechnungswesen: Überwachung der Buchhaltung, Monats- und Jahresabschlüsse, Kostenrechnung

  • Controlling: Analyse von Projektergebnissen, Liquiditätsplanung, Soll-Ist-Abgleich

  • Budgetverantwortung: Aufstellung, Freigabe und Kontrolle von Budgets auf Unternehmens- und Projektebene

  • Personalwesen: Verantwortung für Lohn- und Gehaltsabrechnung, HR-Prozesse und teilweise Recruiting

  • Recht & Verträge: Prüfung von Bauverträgen, Nachträgen und Versicherungen, enge Zusammenarbeit mit Rechtsabteilungen

  • IT & Organisation: Auswahl und Einführung kaufmännischer Softwarelösungen (ERP, Finanzsysteme)

  • Steuern & Compliance: Sicherstellung der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, Zusammenarbeit mit Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern

  • Schnittstellenfunktion: enge Abstimmung mit der technischen Geschäftsführung, Bauleitung und externen Partnern

  • Strategie & Unternehmensführung: Mitwirkung bei Investitionsentscheidungen, Unternehmensplanung und Risikomanagement



Typische Einsatzbereiche

Kaufmännische Leiter:innen finden Beschäftigung in:

  • mittelständischen Bauunternehmen (Hoch-, Tief-, Ingenieur- und Spezialbau)

  • Generalunternehmen im Schlüsselfertigbau

  • Fertigteilwerken oder Bauzulieferern

  • ARGE-Strukturen und Projektgesellschaften bei Großprojekten

  • Ingenieur- und Planungsbüros mit kaufmännischer Führungsebene


Die Position ist leitend und in der Regel direkt der Geschäftsführung unterstellt. Sie kann sowohl im Mittelstand als auch in Konzernen mit internationaler Ausrichtung auftreten.



Relevanz für den Projekterfolg

Die Position des Kaufmännischen Leiters ist von strategischer Bedeutung: Er stellt sicher, dass Bauprojekte nicht nur technisch realisiert, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich abgeschlossen werden.


Besonders wichtig ist seine Rolle bei:

  • der Liquiditätssicherung, um Material und Nachunternehmer fristgerecht zu bezahlen

  • der Vertragsprüfung, um Risiken in Bauverträgen zu minimieren

  • der Projektkalkulation und Nachtragsbearbeitung, die direkt über Gewinn oder Verlust entscheidet

  • der Unternehmenssteuerung, um auch in Krisenzeiten finanzielle Stabilität zu sichern


Damit trägt der Kaufmännische Leiter entscheidend zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherung eines Bauunternehmens bei.

Klassische Ausbildungswege


Ein direkter Ausbildungsberuf „Kaufmännischer Leiter“ existiert nicht. Der Weg führt über eine kaufmännische oder betriebswirtschaftliche Grundausbildung und jahrelange Berufserfahrung im Finanz- oder Controllingbereich.


Typische Einstiege sind:

  • Industriekaufmann/-frau mit Schwerpunkt Bauwirtschaft oder Rechnungswesen

  • Kaufmann/-frau für Büromanagement mit Ausrichtung Finanzbuchhaltung

  • Steuerfachangestellte:r mit späterem Aufstieg über Weiterbildung

  • Bankkaufmann/-frau mit Wechsel ins Bauwesen und Controlling


Viele Kaufmännische Leiter:innen starten zunächst in der Buchhaltung, im Controlling oder in der Finanzabteilung und übernehmen später Führungsverantwortung.



Studium als Grundlage

Ein Studium ist für viele Positionen auf Leitungsebene üblich. Besonders relevante Studienrichtungen sind:

Studiengang

Hochschule / Ort

Betriebswirtschaftslehre (BWL)

LMU München, Universität Mannheim, Uni Köln

Wirtschaftswissenschaften

Goethe-Uni Frankfurt, Uni Hamburg, Uni Leipzig

Wirtschaftsingenieurwesen Bau

HS Biberach, TU Berlin, TH Mittelhessen

Bau- und Immobilienmanagement

FH Münster, HTWK Leipzig, HS Bochum

Rechnungswesen / Controlling (Master)

HS Augsburg, HS Pforzheim, Uni Münster

Gerade die Kombination aus wirtschaftlichem Know-how und Branchenbezug Bauwesen macht Absolvent:innen für die Rolle besonders geeignet.



Weiterbildung & Zusatzqualifikationen

Neben der Ausbildung oder dem Studium sind zusätzliche Qualifikationen oft entscheidend für den Aufstieg:

  • Bilanzbuchhalter (IHK) – fundiertes Wissen in Rechnungslegung und Jahresabschlüssen

  • Controller (IHK/CA) – Spezialisierung auf Kostenrechnung und Controlling

  • MBA-Programme (z. B. General Management, Bau- oder Immobilienwirtschaft)

  • Seminare Bauvertragsrecht (VOB/B, HOAI, Nachtragsmanagement)

  • ERP-Software-Schulungen (SAP, DATEV, Navision, Bau-ERP-Systeme)

  • Leadership-Programme für Führungskompetenz



Bildungseinrichtungen & Anbieter

Ort / Region

Bildungsträger / Hochschule

Angebot

München

IHK München & Oberbayern

Bilanzbuchhalter, Controller, Führungskräftetrainings

Köln

Deutsche Controller Akademie (DCA)

Intensivkurse im Controlling

Leipzig

HTWK Leipzig

Bau- und Immobilienmanagement, BWL-Studiengänge

bundesweit

Bauakademie Deutschland

Seminare Vertragsrecht, Baukalkulation, ERP

online / hybrid

FOM Hochschule für Oekonomie & Management

berufsbegleitende BWL- und Managementstudiengänge



Einstiegsmöglichkeiten für Quereinsteiger:innen

Die Position ist auch für Quereinsteiger:innen zugänglich, sofern sie über umfangreiche Praxis im Finanzwesen verfügen.


Geeignete Hintergründe sind:

  • Leiter:innen Controlling oder Rechnungswesen, die in die Bauwirtschaft wechseln

  • Steuerberater:innen oder Wirtschaftsprüfer:innen, die in die Industrie einsteigen möchten

  • Banker:innen oder Finanzmanager:innen, die Branchenerfahrung sammeln und Führungsaufgaben übernehmen

  • Bauleiter:innen mit Zusatzqualifikationen im Rechnungswesen, die ins kaufmännische Management wechseln


Da der Bau wirtschaftlich komplex und stark reguliert ist, bieten Unternehmen häufig interne Schulungen und Einarbeitungsprogramme, um Quereinsteiger:innen mit der Baupraxis vertraut zu machen.



Anforderungen im Alltag

Ein Kaufmännischer Leiter in der Bauwirtschaft trägt eine hohe Verantwortung. Er muss nicht nur die Finanzen im Blick behalten, sondern auch rechtliche, organisatorische und strategische Entscheidungen begleiten.


Wichtige Anforderungen:

  • Fundierte Kenntnisse in Rechnungswesen, Controlling und Bilanzierung

  • Sicherer Umgang mit Bauvertragsrecht (VOB/B, HOAI, Nachtragsmanagement)

  • ERP- und Softwarekompetenz (SAP, DATEV, Navision oder branchenspezifische Systeme)

  • Analytisches Denken für Budgetplanung, Risikoabschätzung und Liquiditätsmanagement

  • Kommunikationsstärke zur Abstimmung mit Geschäftsführung, Banken, Steuerberatern und Behörden

  • Führungskompetenz für kaufmännische Abteilungen wie Buchhaltung, HR oder Controlling

  • Belastbarkeit und Entscheidungsstärke, da oft kurzfristige Finanzentscheidungen notwendig sind

  • Strategisches Denken, um Unternehmensentwicklung aktiv mitzugestalten



Zusammenarbeit im Projekt- und Unternehmensumfeld

Der Kaufmännische Leiter ist eine Schnittstellenfunktion und arbeitet eng mit vielen internen und externen Partnern zusammen:

Rolle

Zusammenarbeit bei…

Geschäftsführung / Inhaber

Strategische Planung, Investitionsentscheidungen

Bauleitung / Projektleitung

Projektbudgets, Nachträge, Zahlungspläne

Einkauf / Disposition

Vergabestrategien, Lieferantenverträge

Personalabteilung

HR-Budgets, Lohn- und Gehaltsabrechnung

Banken / Steuerberater / WP

Finanzierung, Jahresabschluss, Compliance

Controlling / Buchhaltung

Kosten- und Leistungsrechnung, Monatsberichte

Besonders in Bauunternehmen ist die Abstimmung mit der technischen Leitung und Bauleitung zentral, da Projekte oft hohe Investitionen binden und Liquiditätssteuerung kritisch ist.



Arbeitsbedingungen

Die Tätigkeit ist überwiegend bürogebunden, jedoch mit hoher Verantwortung und häufigen Terminen bei Banken, Steuerberatern oder Projektgesellschaften.


Kennzeichnend sind:

  • hohe Verantwortung für Finanzen und Recht

  • regelmäßige Reisetätigkeit zu Projektstandorten oder Tochtergesellschaften

  • Führungsverantwortung über mehrere kaufmännische Abteilungen

  • Entscheidungsdruck, insbesondere bei Liquiditätsengpässen oder Krisensituationen





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Gehalt & Marktwerte (Stand 2025)


Die Vergütung eines Kaufmännischen Leiters liegt deutlich über dem Branchendurchschnitt, da es sich um eine Schlüsselposition auf Leitungsebene handelt.


Bruttogehalt – Festanstellung:

Unternehmensgröße

Brutto / Jahr (€)

kleines Bauunternehmen (bis 50 MA)

ca. 70.000 – 85.000 €

mittelständisches Unternehmen (bis 250 MA)

ca. 85.000 – 110.000 €

größere Baukonzerne / Holdingstrukturen

ca. 110.000 – 140.000 €

Top-Management-Ebene

bis 160.000 €+ möglich


Zusatzleistungen sind üblich, z. B.:

  • Dienstwagen oder Mobilitätspauschalen

  • Bonuszahlungen nach Unternehmenserfolg

  • Altersvorsorgeprogramme

  • Beteiligungsmodelle in Familienunternehmen


Freiberufliche Einsätze (Interimsmanagement, netto, Tagessätze):

  • Standard-Interimsmandat: 700 – 900 € / Tag

  • komplexe Sanierungs- oder Restrukturierungsprojekte: 1.000 – 1.200 € / Tag



Engpass in der Bauwirtschaft

Während der Fachkräftemangel im Bau oft mit Ingenieur:innen und Bauleiter:innen verbunden wird, betrifft er zunehmend auch die kaufmännischen Führungsebenen.


Unternehmen berichten von Schwierigkeiten, qualifizierte Kaufmännische Leiter:innen mit Branchenkenntnis zu gewinnen. Besonders im Mittelstand ist die Position schwer nachzubesetzen, da sie breites Fachwissen und Führungserfahrung vereint.



Ursachen für den Fachkräftemangel

  • Kombination aus Bau- und Finanzexpertise erforderlich, die nur wenige Fachkräfte abdecken

  • Nachwuchslücke, da viele Kaufleute eher in Handel, Industrie oder Finanzwesen wechseln

  • altersbedingtes Ausscheiden erfahrener Führungskräfte in den kommenden Jahren

  • steigende regulatorische Anforderungen (Compliance, Rechnungslegung, Nachhaltigkeitsberichte)

  • Konkurrenz um Fachkräfte mit anderen Branchen, die oft höhere Gehälter zahlen



Auswirkungen auf Bauunternehmen

Der Mangel an Kaufmännischen Leiter:innen führt in Bauunternehmen zu:

  • Verzögerungen bei Jahresabschlüssen und Berichterstattung

  • erhöhtem Risiko durch unklare Vertrags- und Liquiditätssteuerung

  • Überlastung der Geschäftsführung, wenn kaufmännische Aufgaben zusätzlich übernommen werden müssen

  • eingeschränkter Wettbewerbsfähigkeit, da Investitionsentscheidungen nicht ausreichend vorbereitet sind


Gerade in einer Branche mit großen Projektvolumina und engen Margen kann dies existenzielle Risiken bergen.



Chancen & Perspektiven für Fachkräfte

Für qualifizierte Kaufleute, Controller:innen oder Betriebswirt:innen ergeben sich im Bauwesen sehr attraktive Karrierechancen:

  • hohe Gehälter im Vergleich zu ähnlichen Positionen anderer Branchen

  • Aufstieg bis in die Geschäftsführung oder CFO-Position

  • Möglichkeit, Unternehmensstrategie aktiv mitzugestalten

  • attraktive Quereinstiegschancen für Finanzfachkräfte aus Industrie oder Beratung

  • langfristige Jobsicherheit, da die Rolle in jedem Bauunternehmen unverzichtbar ist



Fazit


Der Kaufmännische Leiter ist ein strategisches Bindeglied zwischen Technik, Finanzen und Unternehmensführung. Er stellt sicher, dass Bauprojekte nicht nur technisch umgesetzt, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich abgeschlossen werden.


In Zeiten von Fachkräftemangel, zunehmender Regulierung und steigendem Wettbewerbsdruck bietet diese Position eine zukunftssichere und hoch angesehene Karriereoption für Fachkräfte, die Führungskompetenz mit Finanz- und Branchenwissen verbinden.

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