Hochbau: Das sichtbare Fundament für Gesellschaft, Stadtbild und Zukunft
Der Hochbau ist die prägendste Disziplin des Bauwesens – überall sichtbar, gesellschaftlich relevant und wirtschaftlich bedeutend. Wo Tiefbauarbeiten unter der Oberfläche verlaufen, wächst der Hochbau in die Höhe und schafft Räume, in denen Menschen leben, arbeiten, lernen, heilen und forschen.
Er ist die Branche, die unsere Städte und Landschaften architektonisch formt: vom Reihenhaus im Neubaugebiet über das Krankenhaus der Zukunft bis zum mehrgeschossigen Bürokomplex aus Glas, Holz oder Beton. Dabei steht der Hochbau an der Schnittstelle von Tradition und Innovation – denn moderne Anforderungen an Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Digitalisierung fordern neue Denkweisen und Lösungen.

Was genau umfasst der Hochbau?
Der Hochbau beschreibt alle baulichen Maßnahmen oberhalb der Geländeoberfläche – also alles, was über dem Fundament entsteht. Er gliedert sich in mehrere große Unterbereiche:
Wohnungsbau
Der Wohnungsbau umfasst die Errichtung von Gebäuden, die primär dem Wohnen dienen. Dazu gehören Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften, Mehrfamilienhäuser sowie große Wohnanlagen und Wohnquartiere. In diesem Bereich wird aktuell besonders auf soziale Verträglichkeit, Flächeneffizienz und serielles Bauen geachtet.
Nichtwohnungsbau
Hierunter fallen alle Gebäude, die nicht primär für Wohnzwecke genutzt werden. Beispiele sind Bürogebäude, Veranstaltungshallen, Hotels, Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten sowie Pflegeheime und medizinische Einrichtungen.
Industrie- & Gewerbebauten
Diese Kategorie umfasst Hallen, Produktionsstätten, Werkstätten, Logistikzentren oder auch Laborgebäude. Im Fokus stehen dabei Funktionalität, Statik, effiziente Nutzung und industrielle Bauverfahren.
Öffentliche Gebäude
Zu den öffentlichen Hochbauten zählen Gebäude der Daseinsvorsorge wie Gerichtsgebäude, Rathäuser, Feuerwehrhäuser, Schulen, Kindergärten, Bibliotheken, Museen und Krankenhäuser. Diese Projekte unterliegen oft besonderen Anforderungen an Barrierefreiheit, Brandschutz und Nutzerorientierung.
Aktuelle Entwicklungen & Relevanz
Der Hochbau ist mit über 50 % Anteil am Bauhauptgewerbe (Statistisches Bundesamt, 2023) ein wirtschaftliches Schwergewicht. Doch die Branche steht vor einem Strukturwandel:
steigende Baukosten & Materialpreise
anhaltender Fachkräftemangel
wachsender Bedarf an klimagerechtem Bauen
Zinsanstieg und Investitionszurückhaltung
Gleichzeitig entstehen durch BIM, modulares Bauen und neue Baustoffe wie Holz-Hybrid-Konstruktionen innovative Chancen für Planer und Ausführende.
Gefragte Schlüsselpositionen im Hochbau
Der Hochbau braucht exzellent ausgebildete Fachkräfte – aber ebenso dringend qualifizierte Führungspersönlichkeiten, die Projekte steuern, koordinieren, kalkulieren und verantworten. Die folgenden acht Berufe gehören zu den wichtigsten und bestbezahlten Rollen in der Branche.
Kalkulator/in Hochbau
Aufgaben:Kalkulator:innen berechnen die Baukosten für Projekte – vom Einfamilienhaus bis zum Klinikneubau. Sie analysieren Leistungsverzeichnisse, holen Angebote ein, erstellen Preisspiegel und entwickeln wirtschaftlich tragfähige Angebote für Ausschreibungen.
Voraussetzungen:Technisches oder kaufmännisches Studium (z. B. Bauingenieurwesen, Baubetriebswirtschaft), Erfahrung im Bauwesen, Kenntnisse in AVA-Software.
Gehalt:Je nach Größe des Unternehmens zwischen 4.500 – 6.500 € brutto monatlich.
Bauleiter/in Hochbau
Aufgaben:Bauleiter:innen tragen die Gesamtverantwortung für Termine, Qualität, Budget und Sicherheit auf der Baustelle. Sie koordinieren Teams, steuern Nachunternehmer und kommunizieren mit Bauherren und Behörden.
Voraussetzungen:Studium Bauingenieurwesen, Architektur oder Bautechnik. Führungsstärke, Durchsetzungsvermögen, Baupraxis.
Gehalt:Zwischen 5.000 – 8.000 €, je nach Projektvolumen und Region.
Polier/in Hochbau
Aufgaben:Der/die Polier:in organisiert die Baustelle vor Ort: Arbeitsabläufe, Personalplanung, Materialbereitstellung, Qualitätssicherung. Die Schnittstelle zwischen gewerblichem Team und Bauleitung.
Voraussetzungen:Meisterprüfung oder Aufstiegsfortbildung. Langjährige Erfahrung im Hochbau.
Gehalt:3.800–5.000 €, plus Zuschläge bei Großprojekten.
Projektleiter/in Bau
Aufgaben:Projektleiter:innen steuern mehrere Bauprojekte gleichzeitig oder besonders komplexe Einzelvorhaben. Sie sind zuständig für Vertragsmanagement, Controlling, Kosten- und Ressourcenplanung – häufig mit direkter Berichtslinie zur Geschäftsführung.
Voraussetzungen:Langjährige Erfahrung im Bauwesen, exzellente Organisationsfähigkeit, betriebswirtschaftliches und technisches Know-how.
Gehalt:Ab 6.000 €, bei Großprojekten auch deutlich mehr.
Bauzeichner/in / BIM-Konstrukteur/in
Aufgaben:Erstellen Ausführungs- und Detailpläne, arbeiten mit CAD oder BIM-Modellen, stimmen sich mit Architekten und Statikern ab. Bei modernen Projekten oft digital und cloudbasiert.
Voraussetzungen:Ausbildung als Bauzeichner/in, Erfahrung mit Revit, AutoCAD, Allplan oder ArchiCAD.
Gehalt:2.800–4.200 €
Fachbauleiter TGA (Technische Gebäudeausrüstung)
Aufgaben:Verantwortlich für Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Sanitäranlagen. Koordination technischer Gewerke, Integration in Roh- und Ausbau, Kontrolle von Funktion und Abnahme.
Voraussetzungen:Technikerausbildung oder Studium in Versorgungstechnik, Elektrotechnik oder Gebäudetechnik.
Gehalt:4.000–6.500 €
Baucontroller/in
Aufgaben:Überwacht und analysiert Baukosten, erstellt Soll-Ist-Vergleiche, identifiziert wirtschaftliche Risiken und steuert Maßnahmen zur Optimierung.
Voraussetzungen:Studium im Bereich Bauwirtschaft, Controlling oder Wirtschaftsingenieurwesen, Erfahrung mit Bauprozessen.
Gehalt:4.500–6.000 €
Arbeitsvorbereiter/in Hochbau
Aufgaben:Plant Bauabläufe, erstellt Zeit- und Ressourcenpläne, unterstützt Bauleiter:innen bei der Projektsteuerung, Materialdisposition und Koordination der Gewerke.
Voraussetzungen:Technische Ausbildung oder Studium, Organisationstalent, Erfahrung mit Terminplanungssoftware.
Gehalt:3.500–5.500 €
Diese Positionen sind das Rückgrat jedes Hochbauprojekts – sowohl auf der Baustelle als auch im Backoffice. Aufgrund des Fachkräftemangels und der steigenden Komplexität von Bauvorhaben sind Fach- und Führungskräfte im Hochbau heute gefragter denn je.


Ausbildung & Qualifikationen im Hochbau
Der Einstieg in den Hochbau ist für viele über die klassische Berufsausbildung möglich – aber auch über Technikerschulen, duale Studiengänge oder spezialisierte Weiterbildungen. Je nach Zielrolle – ob gewerblich, planerisch oder leitend – gibt es unterschiedliche Wege mit echten Karriereaussichten.
Duale Ausbildungsberufe im Hochbau (3 Jahre)
Diese Ausbildungen sind zentral für den Einstieg ins Bauhandwerk:
Maurer/inAn vielen Berufsschulen wie z. B. der Berufsschule für das Bau- und Kunsthandwerk München. Vermittelt Kenntnisse in Mauerwerksbau, Betonverarbeitung, Dämmtechnik und Bauphysik.
Beton- und Stahlbetonbauer/inEtwa an der Überbetrieblichen Ausbildungsstätte der Bauwirtschaft Berlin-Brandenburg. Fokus auf Schalung, Bewehrung, Betonieren, Sicherheitsstandards.
Zimmerer/ZimmerinAn Einrichtungen wie der Zimmerer-Ausbildungszentrum Biberach. Spezialisiert auf Holzkonstruktionen, Dachstühle, Aufstockungen und Holzrahmenbau.
Bauwerksabdichter/inIn Berufsschulen mit Schwerpunkt Hochbauabdichtung wie der Berufsschule St. Johann in Tirol (österreichisches Beispiel mit länderübergreifender Relevanz). Fokus: Schutz vor Wasser, Feuchte, thermische Belastung.
Bauzeichner/in (Fachrichtung Architektur oder Ingenieurbau)Etwa an der Berufsschule für Bau- und Vermessungstechnik Hamburg. Vermittelt Plandarstellung, CAD-Technik, konstruktives Verständnis und Baustellenbezug.
Weiterbildung & Aufstieg
Nach abgeschlossener Ausbildung können sich Fachkräfte gezielt weiterqualifizieren, z. B. an folgenden Institutionen:
Polier/in im Hochbau – Weiterbildung über die Handwerkskammer oder Bauakademien der Bauindustrie
Bautechniker/in (staatlich geprüft) – z. B. an der Staatlichen Fachschule für Bautechnik München oder in Kassel, Ulm, Leipzig
Meister/in im Maurer- und Betonbauerhandwerk – über HWK-Meisterschulen
BIM-Konstrukteur/in oder BIM-Manager/in – u. a. bei der Akademie der Ingenieure oder Zert-Bau
Studium im Hochbau
Für leitende Funktionen – z. B. Bauleitung, Kalkulation, Projektleitung – ist ein Studium die passende Grundlage. Folgende Studiengänge sind besonders branchennah:
BauingenieurwesenHochschulen: Hochschule Biberach, HTWK Leipzig, Technische Hochschule Köln
ArchitekturHochschulen: TU Berlin, Hochschule München, Hochschule Mainz
Baumanagement / Projektmanagement Bauz. B. an der FH Münster oder Technischen Hochschule Mittelhessen (THM)
Dualer Studiengang Bauingenieurwesenan kooperierenden Hochschulen und Betrieben wie bei der BA Sachsen oder Hochschule Karlsruhe
Karrierechancen im Hochbau
Die Karriereaussichten sind – trotz aktueller Baukonjunktur – sehr gut:
Fachkräfte sind knapp: Unternehmen suchen händeringend nach qualifizierten Maurern, Betonbauern, Polieren, Zeichnern und Projektleitern.
Gute Gehälter: Facharbeiter starten bei ca. 3.000 €, Poliere ab 4.000 €, Bauleiter ab 5.000 €, Projektleiter bei über 6.000 €.
Aufstieg möglich: Wer Verantwortung übernimmt, kann vom Azubi zur Bauleitung aufsteigen – mit oder ohne Studium.
Nachhaltigkeit & Digitalisierung schaffen neue Rollen: z. B. BIM-Koordinator:in, TGA-Schnittstellenmanager:in, Baulogistikplaner:in.
Zukunftstrends & Innovationen im Tiefbau
Auch wenn der Tiefbau oft als „klassisches“ Handwerk wahrgenommen wird – technologisch befindet sich die Branche im Wandel. Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Automatisierung werden immer stärker in den Baualltag integriert.
Digitalisierung auf der Baustelle
Moderne Tiefbauprojekte nutzen zunehmend digitale Werkzeuge:
GPS-gesteuerte Baumaschinen ermöglichen zentimetergenaues Arbeiten ohne manuelle Einmessung.
Drohnenvermessung ersetzt aufwändige manuelle Geländeerfassungen und liefert digitale 3D-Modelle.
BIM (Building Information Modeling) hält auch im Tiefbau Einzug – besonders bei Großprojekten wie Tunneln, Versorgungsnetzen und Straßenbau.
Sensorik und mobile Dokumentation optimieren Wartung und Überwachung von Leitungsnetzen.
Digitale Kompetenz wird damit zu einem echten Wettbewerbsvorteil – sowohl für Unternehmen als auch für Fachkräfte.
Nachhaltigkeit & Umweltschutz
Die Anforderungen an ökologische Verantwortung wachsen:
Bodenmanagement (Wiederverwendung, Analyse, Vermeidung von Deponierung)
Einsatz ressourcenschonender Materialien wie Recycling-Asphalt oder Geotextilien
Regenwasserbewirtschaftung in urbanen Räumen durch intelligente Versickerungssysteme
Emissionsarme Maschinenflotten mit Elektro- oder Hybridantrieb
Besonders der kommunale Tiefbau spielt eine wichtige Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel – z. B. durch hitzeresiliente Straßenbeläge oder überflutungssichere Stadtentwässerung.
Fazit
Der Tiefbau ist eine Zukunftsbranche mit Substanz. Er schafft die Grundlagen für modernes Leben – von der Trinkwasserleitung über die Stromversorgung bis hin zur digitalen Infrastruktur.
Für Fachkräfte bedeutet das: Sicherer Job, sinnvolle Aufgabe und echte Aufstiegsmöglichkeiten. Für Unternehmen: Hohe Marktnachfrage, stabile Auftragslage und technologische Entwicklung.
Ob Ausbildung, Jobwechsel oder Personalbedarf – TOPEOPLE ist der passende Partner für die Tiefbau-Branche.