Nachtragsmanager im Gleisbau – Regie über das Unvorhergesehene
Ein:e Nachtragsmanager:in im Gleisbau ist verantwortlich für das Erkennen, Prüfen, Erstellen und Verhandeln von Nachträgen, die über den ursprünglichen Bauvertrag hinausgehen. Ziel ist es, leistungs-, fristen- und vergütungsrelevante Abweichungen rechtssicher zu erfassen und gegenüber dem Auftraggeber transparent darzustellen.
Im Gleisbau ist das besonders relevant: Bauzeitdruck, Sperrpausenlogistik, Witterungseinflüsse und Schnittstellen zu Nachbargewerken führen regelmäßig zu technischen Änderungen, Mengenverschiebungen oder Behinderungen – und damit zu möglichen Nachträgen.

Was ist ein Nachtrag?
Ein Nachtrag ist eine vertraglich relevante Zusatzforderung, die nicht in der ursprünglichen Leistungsbeschreibung enthalten ist – z. B.:
Mehrmengen oder Mindermengen einzelner Positionen
zusätzliche Leistungen (z. B. neue Weiche, unvorhergesehener Bodenaustausch)
geänderte Leistungen (z. B. neue Signaltechnik)
Bauzeitverlängerungen und daraus resultierende Kosten
Behinderungen durch Dritte oder fehlende Baufreiheit
geänderte Sperrpausenführung oder Bauablaufstörungen
Nachträge müssen form- und fristgerecht angezeigt, dokumentiert und begründet werden – gemäß § 2 und § 6 VOB/B oder nach BGB-Vertrag.
Rolle im Bauprojekt
Nachtragsmanager:innen arbeiten an der Schnittstelle zwischen Bauleitung, Kalkulation, Vertragsmanagement und Auftraggeber. Sie prüfen technische, wirtschaftliche und rechtliche
Aspekte von Nachträgen und begleiten diese über den gesamten Prozess:
Identifikation möglicher Nachtragsereignisse (z. B. Planänderung, geänderte Anweisung)
Abstimmung mit Bauleitung, AVA, Technik und Einkauf
Erstellung des Nachtrags mit Mengengerüst, Beschreibung und Preisansatz
Einreichung beim Auftraggeber mit prüffähiger Dokumentation
Verhandlung der Vergütung oder Fristverlängerung
Nachverfolgung, Freigabe und Übergabe an die Abrechnung
In größeren Projekten ist Nachtragsmanagement eine eigenständige Funktion, in kleineren oft Teil der Bau- oder Projektleitung.
Abgrenzung zu anderen Rollen
Nachtragsmanager:innen sind nicht Baujurist:innen, arbeiten aber eng mit Vertragsabteilungen und Projektjurist:innen zusammen. Sie sind auch keine Kalkulator:innen, nutzen deren Vorarbeit jedoch als Grundlage für Preisermittlungen.
Sie sind operative Spezialist:innen für Abweichungsmanagement – mit starkem Bezug zur Baustelle, zur VOB und zur Projektsteuerung.
Wie wird man Nachtragsmanager im Gleisbau?
Nachtragsmanagement ist kein Ausbildungsberuf, sondern ein Funktionsprofil, das sich aus verschiedenen beruflichen Hintergründen entwickelt. Es setzt technisches Verständnis, Vertragskenntnis und analytische Stärke voraus – vor allem im Zusammenspiel mit der VOB/B und der Realität auf der Baustelle.
Typische Einstiegswege
In der Praxis führen vor allem drei Wege in diese Rolle:
Bauleitung mit AbrechnungserfahrungViele Nachtragsmanager:innen kommen aus der Bauleitung, v. a. im Tief- und Gleisbau. Wer hier regelmäßig mit Abrechnungen, Mengenabweichungen und Behinderungsanzeigen zu tun hatte, bringt ideale Voraussetzungen mit.
Techniker:in oder Kalkulator:in mit VertragspraxisEin technischer Background (z. B. als Bautechniker:in, AVA-Fachkraft oder Kalkulator:in) kann zum Einstieg führen – insbesondere, wenn VOB-Kenntnisse und ein sicherer Umgang mit Leistungsverzeichnissen vorhanden sind.
Baujuristisch geschulte Fachkräfte mit TechnikaffinitätTeilweise kommen auch Projektkaufleute, Betriebswirt:innen Bau oder juristisch versierte Fachkräfte in die Position, sofern sie mit technischen Änderungsprozessen im Bau vertraut sind.
Fachliche Anforderungen
Ein:e Nachtragsmanager:in im Gleisbau sollte folgende Fähigkeiten mitbringen:
Sicherer Umgang mit der VOB/B, insbesondere §§ 1–6
Erfahrung im Lesen und Bewerten von Leistungsverzeichnissen
Grundkenntnisse in der Mengen- und Preisermittlung
Verständnis für technische Abläufe im Gleisbau
Fähigkeit zur Dokumentation und Argumentation (auch gegenüber dem Auftraggeber)
Verhandlungsgeschick und Kommunikationssicherheit
Wünschenswert – aber nicht zwingend – sind Kenntnisse in iTWO, RIB oder Nevaris, um Nachträge strukturiert aufzubauen und auszuwerten.
Ergänzende Weiterbildungen
Für Quereinsteiger:innen oder spezialisierte Fachkräfte gibt es ergänzende Schulungsangebote, z. B.:
VOB-Seminare (z. B. zu Nachträgen, Behinderungsanzeigen, Mehrvergütung)
Lehrgänge „Nachtragsmanagement im Bauwesen“ (z. B. bei Bauakademien, TÜV, IHK)
Schulungen zu prüffähigen Nachträgen, Kalkulationsgrundlagen, Vertragsstrategien
Inhouse-Trainings bei Bauunternehmen oder Projektsteuerern
Insbesondere im Bahnbau empfiehlt sich ergänzend Kenntnis bahnspezifischer Vertragsformen (z. B. Bauleistungsverträge DB AG, Bauvertrag Verkehr).
Nachtragsmanagement im Gleisbau: Detailarbeit unter Termindruck
Nachtragsmanager:innen im Bahnbau arbeiten zwischen Technik, Recht und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, abweichende Bauleistungen und deren Auswirkungen strukturiert zu erfassen, zu bewerten und vertraglich abzusichern – bevor sie zu Streitfällen oder Verlusten führen. Dabei zählen sowohl fachliche Präzision als auch kommunikative Stärke.
Aufgaben im Projektalltag
In der Praxis umfasst das Nachtragsmanagement u. a. folgende Aufgaben:
Frühzeitiges Erkennen von Nachtragsrelevanz (z. B. geänderte Bauanweisung, unvorhergesehene Bodenverhältnisse, verzögerte Baufreigabe)
Sichtung der technischen Unterlagen: Pläne, Protokolle, Bautagebuch, LV
Kalkulation / Bewertung der Mehrleistung oder Behinderung in enger Abstimmung mit AVA, Bauleitung oder Kalkulation
Zusammenstellung prüffähiger Nachtragsunterlagen: Mengengerüst, Leistungsbeschreibung, Zeitfolge, Foto- und Schriftbelege
Einreichung und Nachverfolgung beim Auftraggeber
Mitwirkung bei Nachtragsverhandlungen – sachlich, technisch und vertraglich
Dokumentation des Ergebnisses und Übergabe an Abrechnung
Gerade im Gleisbau sind Nachträge oft zeitkritisch, da Sperrpausen exakt getaktet sind und Änderungen sofort Auswirkungen auf Kosten, Material, Personal und Folgegewerke haben.
Typische Herausforderungen
Nachtragsmanager:innen müssen oft unter hoher Informationsdichte und mit begrenzter Zeit Entscheidungen vorbereiten oder vertreten. Häufige Problemfelder:
unklare Zuständigkeiten auf AG- oder AN-Seite
fehlende oder unvollständige Leistungsnachweise
widersprüchliche LV- und Ausführungsgrundlagen
unzureichende Dokumentation durch Bauleitung
Druck zur schnellen Abgabe – ohne belastbare Kalkulationsdaten
Hier braucht es strukturierte Arbeitsweise, Standfestigkeit in der Argumentation und das Gespür für technisch-rechtlich zulässige Forderungen.
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Gehalt im Nachtragsmanagement (Gleisbau)
Die Vergütung hängt stark ab von Qualifikation, Projektgröße, Verantwortungsgrad und Arbeitgeber (Planer, Baufirma, GU, Projektsteuerung):
Erfahrungsniveau | Monatsbruttogehalt (ca.) |
Einstieg (Techniker:in, Bauleitung mit VOB-Kenntnis) | 4.000 – 4.800 € |
Mit 3–5 Jahren Nachtragserfahrung | 4.900 – 5.800 € |
Senior-Nachtragsmanager:in Bahnbau | 6.000 – 7.200 € |
Leitungsfunktion / GU-Projekte | 7.500 – 8.500 €+ |
Zusätzlich möglich:
Projekt- oder Verhandlungsbonus
Firmenwagen oder Mobilitätszuschuss
Weiterbildungsbudget (VOB, AVA, Vertragsrecht)
Homeoffice-Anteil bei bürolastiger Tätigkeit
Anspruchsvoll und gefragt – Nachtragsmanagement im Bahnbau braucht Fachverstand
Nachtragsmanagement ist ein wachsendes Spezialfeld, besonders im Bahnbau. Die Projekte sind technisch komplex, vertraglich anspruchsvoll und zeitlich eng getaktet – das macht die strukturelle, dokumentierte und durchsetzbare Bearbeitung von Nachträgen zu einer Schlüsselaufgabe für Unternehmen. Fachkräfte mit technischem Verständnis, VOB-Kenntnis und strukturiertem Arbeitsstil sind entsprechend gesucht.
Fachkräftemangel im Nachtragsmanagement
Bereich | Fehlende Fachkräfte (geschätzt) | Quelle |
Nachtragsmanager:innen im Bahnbau | > 500 | TOPEOPLE-Marktmonitor 2024 |
Technische Baukaufleute mit VOB-Kompetenz | > 800 | BauInfoConsult / Rückmeldung Bauunternehmen |
Projektleitungen mit Nachtragsexpertise | stark gesucht | v. a. im Bereich Sperrpausen / Infrastrukturprojekte |
Die meisten Unternehmen berichten: Nachträge werden zu spät erkannt, unzureichend aufbereitet oder nicht durchsetzbar gemacht – und verlieren so Planungs- und Abrechnungssicherheit.
Ausblick: Digitalisierung & Spezialisierung
Die Rolle entwickelt sich weiter – besonders in folgenden Bereichen:
digitale Nachtragsakten (iTWO, Nevaris, Dokumentation über DMS-Systeme)
Integration in BIM-basierte Projektabwicklung
kombinierte Rollen (z. B. AVA + Nachtrag, Abrechnung + Nachtrag)
wachsender Bedarf bei GU- und Bahntechnikprojekten mit Nachtragspotenzial
steigende Anforderungen an Nachvollziehbarkeit und Prüffähigkeit gegenüber EIU, Bund, AGs
Damit wird das Nachtragsmanagement zu einem dauerhaft stabilen, ausbaufähigen Berufsfeld mit Spezialisierungspotenzial.
Einstieg über TOPEOPLE – für Nachtragsprofis mit Weitblick
TOPEOPLE vermittelt gezielt Fach- und Führungskräfte in Bau und Infrastruktur – darunter auch Nachtragsmanager:innen mit Bahnerfahrung.
Was wir für Fachkräfte bieten:
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